Die Bedeutung der Zahlen ist nicht zu verachten. An vielen Stellen in den heiligen Schriften wird nämlich deutlich, welch großes Geheimnis sie enthalten. Denn nicht umsonst heißt es in den Lobpreisungen Gottes: »Du hast alles nach Maß und Zahl und Gewicht gemacht.« Die Zahl Sechs, die durch ihre Teiler vollkommen ist, zeigt die Vollkommenheit der (in sechs Tagen erschaffenen) Welt durch ihre Zahlenbedeutung an. In gleicher Weise lassen sich die vierzig Tage, die MosesElias und der Herr selbst gefastet haben, ohne Erkenntnis der Zahlen nicht verstehen. So kommen in den heiligen Schriften noch andere Zahlen vor, deren uneigentlichen Sinn nur Kenner dieser Fachwissenschaft deuten können. (Isid. orig. 3.4.1)

Das Alte Testament und das Neue Testament enthalten viele Zahlenangaben, die in der Geschichte der Bibelexegese nach der Lehre vom vierfachen Schriftsinn bis zum Spätmittelalter intensiv buchstäblich und allegorisch ausgelegt worden sind. Dabei werden Zahlen, die sowohl im Alten wie im Neuen Testament vorkommen, oftmals typologisch als auf den späteren christlichen Sinn vorausdeutend interpretiert. So wurden die vier viergesichtigen und vierflügligen Wesen in der Vision des Ezechiel (in Hes 1,4 EU) spätestens seit Hieronymus als Typen der vier Evangelisten gedeutet.

Die moderne historisch-kritische Exegese hat die Zahlen-Hermeneutik als Allegorese fallengelassen. Es bleibt umstritten, inwieweit die alttestamentlichen und neutestamentlichen Autoren bewusst die jüdische Zahlensymbolik (Gematrie) anwandten, d. h. dass Zahlenwerte einzelnen Wörtern zugewiesen wurden, weil die hebräischen Buchstaben zugleich Zahlen bezeichnen (hebräische Zahlschrift).

Insbesondere in den Schriften des Johannes und apokalyptischen Schriften spielen Zahlen eine Rolle, da sie als systematisierend und die Weltordnung übersichtlicher machend empfunden werden. Der Ursprung biblisch-apokalyptischer Zahlensymbolik ist in der babylonischen Zahlenspekulation zu sehen.

Quelle: wikipedia.org